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Die Biene und ihre Bedeutung in unserem Ökosystem

Die Symbiose zwischen den Pflanzen und den Bienen, getreu dem Motto "Tausche Nahrung gegen Fortpflanzung", besteht schätzungsweise seit über 150 Millionen Jahren, genau genommen wurden erst durch die Erfindung der Bestäubung die Voraussetzungen für unsere Entwicklung und unsere Lebensgrundlage geschaffen.
Konnten die Bienenvölker durch Jahrmillionen hindurch trotz zahlreicher Feinde und verschiedener Bienenkrankheiten überleben, so sind sie heute ohne die Hilfe des Menschen akut vom Aussterben bedroht. Im Grunde ist die Honigbiene in freier Wildbahn bei uns sogar bereits ausgerottet - alle Bienenvölker leben bei uns ähnlich wie in einem Zoo in der Obhut von Menschen.

Wodurch sind die Bienen gefährdet?

Bisher unbekannte Parasiten (z. B. Varroamilben) und Krankheitserreger (diverse Viren etc.) wurden weltweit verschleppt und sind nun für unsere Honigbienen tödlich, weil sie dagegen keine wirkungsvollen Abwehrmechanismen entwickeln konnten.
Zudem gefährdet die moderne, technisierte Intensiv-Landwirtschaft vielfach die verschiedensten Blütenbesucher, beispielsweise durch immer neue, hochgiftige "Pflanzenschutzmittel" (Stichwort "Neonicotinoide"), die sich in ihrer Wirkung vertausendfachen können, wenn sie in Kombination auftreten, aber auch durch riesige Trommelmähwerke, Mähen vor dem Blüte, starken Einsatz von Kunstdünger, Monokulturen ohne Blumen, Gentechnik, häufiges Umbrechen bzw. Umwandeln von Wiese in Acker und zurück und den damit verbundenen Verlust an Artenvielfalt ("Grüne Wüste") etc., die Liste könnte beinahe endlos weitergeführt werden.
Dieser Mangel an "ganzheitlichem Denken" und Rücksichtnahme in der Landwirtschaft betrifft nicht nur die Honigbiene (Apis mellifera), sondern auch alle anderen Bienenarten (Apiden, die meisten davon sind Solitärbienen), Hummeln etc., die ebenfalls wertvolle Bestäubungsarbeit leisten, wenn auch aufgrund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit in weit geringerem Ausmaß als die Honigbiene. Sehr viele dieser Bestäuberinsekten sind ebenfalls akut vom Aussterben bedroht bzw. bereits verschwunden, weil Lebensraum und Nahrungsgrundlage zerstört wurden. Denn während Honigbienen auf Futtersuche weite Strecken zurücklegen können (notfalls bis zu 10 km. Aber: Je weiter eine Biene fliegen muss, desto weniger Nahrung kommt letztendlich im Bienenstock an. Irgendwoher müssen die Individuen ja auch die Energie für ihre Flugleistung nehmen), haben die meisten Solitärbienen im Vergleich zur Honigbiene einen erheblich kleineren Aktions- bzw. Lebensradius: viele fliegen nicht weiter als 100 m. Man betrachte nur unsere leere, von großflächigen Monokulturen geprägte Landschaft (quasi eine "grüne Wüste"), in der mittlerweile jede Blume und jedes (Un-)Kraut totgespritzt wurde. Hinzu kommt, dass die meisten Monokulturpflanzen wie Mais kaum ökologischen Wert haben. Selbst neben manchen Sonnenblumenfeldern würden die Bienenvölker inzwischen verhungern, weil einige neu gezüchtete Sorten keinen Nektar mehr produzieren. "Pollenfrei" wird auf einigen Packungen mittlerweile sogar extra angepriesen, als handle es sich dabei um ein Qualitätsmerkmal. Man fragt sich, was sich die Züchter dieser Sorten eigentlich dabei denken...
Wo also sollen die vielen Solitärbienen nisten und Futter finden, wenn kilometerweit nur noch sterile Maisflächen zu finden sind?

Erschreckend war die Situation in diesem Frühjahr 2014 auch in der direkten Umgebung meines Bienenstandes in Thalacker: Die Landschaft war in der normalerweise trachtreichsten Zeit des Jahres vollkommen leer: Vor der Löwenzahnblüte haben mehrere Landwirte ihre Wiesen in Äcker umgebrochen, wieder in "Wiesen" umgewandelte Äcker sind eigentlich keine Wiesen, da nur Gras im Sinne von Grünfutter angesät wurde. Auf zwei Flächen um Thalacker wurde Raps angebaut. Die Freude darüber verging mir aber schnell wieder, als eine Fläche vor der Blüte untergeackert und die andere, kaum dass der Raps zu blühen begann, umgehend zu Silage verarbeitet wurde. Blühstreifen gibt es in der ganzen Gegend nicht (Weitere Informationen finden Sie hier (Klick). Lobenswerte Ausnahme ist ein Landwirt, der eine seiner Flächen bewusst mit Trachtplanzen bestückt: Im Frühjahr wurde in ein Gerstefeld flächendeckend Kornblume mit eingesät (Wunderschön!), später im Jahr dann Buchweizen. Leider ist das die Ausnahme und leider auch zu wenig, aber immerhin. Hier sieht man, dass es auch anders gehen kann.
Insgesamt waren die geringen Mengen Honig, die auch aufgrund der zusätzlichen kalten Witterung nach dem frühen "Blitzstart" dieses Jahres in den Honigräumen war nicht ausreichend, um das Überleben der Völker zu sichern. Durch den Mangel an Trachtpflanzen wurde der Honig komplett aufgezehrt. Das ging sogar so weit, dass bei vielen Völkern sogar die Futterreserven im Brutraum verbraucht wurden; mehrere Völker musste ich füttern, damit sie nicht verhungerten.
Wenn aufgrund ungünstiger Witterungsverhältnisse eine Honigernte ausfällt, ist das eine Sache. Wenn man aber schon Ende Mai, in einer der eigentlich reichsten Zeit im Bienenjahr Notfütterungen vornehmen muss, dann ist das schon allerhand. Man dankt den umliegenden Landwirten für Ihre umsichtige und rücksichtsvolle Arbeitsweise.

Auch wenn hier nicht künstlich Ängste geschürt werden sollen, wäre eine Beschönigung der Situation fehl am Platze:
Die Bestäubung der Pflanzen vor allem durch die Bienen sichert unsere Ernährung, auch bei uns in Europa. Weltweit tragen nur 57 Pflanzenarten zu 80 % zur Ernährung der Welt bei, von diesen wenigen Arten sind wiederum 80 % zwingend auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen.
Verschwindet die Biene aus unserem Ökosystem, bricht unsere Nahrungs- und Existenzgrundlage und die zahlloser anderer Arten unweigerlich zusammen. Wir geraten in eine Abwärtsspirale des Artensterbens und auch das reiche Europa könnte die folgenden Ernteausfälle wohl nur begrenzte Zeit durch Importe (auf Kosten wiederum anderer Menschen) finanziell abfedern. Da niemand von uns hungern will, sollte es von nicht zuviel verlangt sein, den Bienen mehr Wertschätzung entgegen zu bringen und die Imker in ihrer Arbeit zu unterstützen oder wenigstens Rücksicht auf die Bedürfnisse der wichtigen Bestäuberinsekten zu nehmen. Denn auch wenn Beisaaten oder Blühstreifen Geld kosten (im Dialog mit Gemeinden oder Bienenzuchtvereinen könnte hinsichtlich der Kosten sicher ein Kompromiss gefunden werden, abgesehen davon werden diese Maßnahmen ja auch subventioniert!) — die Folgen des Aussterbens der Biene kommt uns sicher teurer zu stehen.
Jeder einzelne von uns kann und sollte seinen Beitrag leisten, dies zu verhindern:

Bienenstaat und Bienenleben
können uns Belehrung geben,
dass nur die vereinte Kraft
große, gute Dinge schafft.

In diesem Sinne: Helfen Sie mit! :-) Lesen Sie HIER, was auch Sie tun können.

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